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Ge­denk- und Part­ner­schafts­rei­se Be­la­rus 2018

Im Mai 2015 ha­ben wir auf Ein­la­dung der In­ter­na­tio­na­len Bil­dungs- und Be­geg­nungs­stät­te Minsk an ei­ne Ge­den­krei­se für ei­ne ge­mein­sa­me eu­ro­päi­sche Zu­kunft zum 70. Jah­res­tag der Be­frei­ung vom Fa­schis­mus nach Minsk so­wie zur ge­mein­sa­men Er­öff­nung der Ge­denk­stät­te Tros­te­nez „Pfor­te der Er­in­ne­rung“ teil­ge­nom­men. Da­mals sind wir von be­la­rus­si­schen His­to­ri­kern über das bru­ta­le und un­mensch­li­che Vor­ge­hen der deut­schen Wehr­macht ge­gen­über der Be­völ­ke­rung in­for­miert wor­den. Der Be­such der Ge­denk­stät­te Cha­tyn hat blei­ben­de Ein­drü­cke hin­ter­las­sen. Ge­ra­de zur heu­ti­gen Zeit mit den welt­wei­ten Kri­sen­ge­bie­ten und An­schlä­gen so­wie den men­schen­ver­ach­ten­den Ak­tio­nen ist uns Be­wusst ge­wor­den, dass man die­se un­mensch­li­chen Hand­lungs­wei­sen nicht ver­ges­sen darf. Es ist not­wen­dig über das er­fah­re­ne Leid der Men­schen vor mehr als 70 Jah­ren zu spre­chen, auf­zu­klä­ren und aus der Ge­schich­te zu ler­nen.

Tros­te­nez
Tros­te­nez war das größ­te Ver­nich­tungs­la­ger in Be­la­rus. Zu dem La­ger auf dem ehe­ma­li­ge­gen Gut Ma­lyj Tros­te­nez ge­hör­ten die Er­schie­ßung­stät­te im Wald von Blagowscht­schi­na so­wie der Ort der Lei­chen­ver­bren­nung im Wald bei Schasch­kow­ka. Wäh­rend der Be­sat­zungs­zeit 1941 – 1943 wur­den bis zu 206.000 Men­schen im Ver­nich­tungs­la­ger Tros­te­nez ge­tö­tet. Dar­un­ter vie­le Ju­den aus Deutsch­land und Ös­ter­reich, rus­si­sche Ge­fan­ge­nen, Par­ti­sa­nen so­wie Zi­vi­lis­ten. Die ge­nau­en Zah­len sind nicht be­kannt. Ei­ni­ge Quel­len ge­hen von ca. 750.000 Men­schen aus, die im Groß­raum Minsk ums Le­ben ge­kom­men sind.

Cha­tyn
Am 22.03.1943 hat Ober­sturm­bann­füh­rer Dr. Os­kar Dir­le­wan­ger mit sei­ner Bri­ga­de be­stehend aus Be­rufs­ver­bre­chern aus deut­schen Ge­fäng­nis­sen so­wie rus­si­schen Kol­la­bo­ra­teu­ren aus Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern, das Dorf Cha­tyn mit 156 Ein­woh­nern nie­der­ge­brannt. Vie­le Men­schen wur­den le­ben­dig ver­brannt. Nur 3 Kin­der und ein Mann konn­ten sich ret­ten. Cha­tyn ist ei­nes der 628 be­la­rus­si­schen Dör­fern, dass von deut­schen Sol­da­ten mit­samt sei­nen Be­woh­nern ver­brannt wur­den. In Be­la­rus zer­stör­ten die deut­schen Fa­schis­ten 209 grö­ße­re und klei­ne­re Städ­te so­wie 9200 Dör­fern, er­mor­de­ten 2,23 Mil­lio­nen Men­schen. Cha­tyn, ist die Ge­denk­stät­te für die Ver­bre­chen der deut­schen Trup­pen in Be­la­rus. Be­sucht wur­de die­se Ge­denk­stät­te seit ih­rer Er­öff­nung im Ju­li 1969 von meh­re­ren Mil­lio­nen Men­schen.

In der Zeit vom 30. April 2018 bis 07. Mai 2018 wur­de von der In­itia­ti­ve Ib­ben­bü­ren „Den Kin­dern von Tscher­no­byl“ (Mit­glied der In­for­ma­ti­ons­stel­le Tscher­no­byl e.V., Müns­ter) ei­ne Begegnungs‑, Völ­ker­ver­stän­di­gungs- und Part­ner­schafts­rei­se nach Be­la­rus durch­ge­führt. Aus der Gast­el­tern­schaft der In­itia­ti­ve Ib­ben­bü­ren ha­ben sich 9 Gast­el­tern auf den Weg ge­macht, die Fa­mi­li­en un­se­rer Fe­ri­en­kin­der so­wie un­se­ren Part­ner, die Mit­tel­schu­le, in Svensk zu be­su­chen. Sich mit den Ver­bre­chen und den Gräu­el­ta­ten des 2. Welt­krie­ges aus­ein­an­der­zu­set­zen war ei­ne wei­te­re Auf­ga­be un­se­rer Be­geg­nungs­rei­se.

Pro­gramm­über­sicht:
• Be­such un­se­rer Gast­kin­der in Svensk, Über­nach­tung in den Fa­mi­li­en, Be­sich­ti­gung Schu­le, Kin­der­gar­ten, Am­bu­lanz
• Be­such des Sol­da­ten­fried­ho­fes in Schat­ko­wo
• Be­such der Ge­denk­stät­te Cha­tyn
• Be­such des Re­ha­bi­li­ta­ti­on- und Er­ho­lungs­zen­trums für Kin­der “Na­desh­da”
• Be­such Ge­denk­stät­te Tros­tenz “Pfor­te der Er­in­ne­run­gen”
• Be­such der Er­schie­ßungs­stät­te im Wald von Blagowscht­schi­na
• Be­such der Ge­schichts­werk­statt “Leo­nid Le­win”
• Be­such des “Mu­se­ums des gro­ßen va­ter­län­di­schen Krie­ges”

Mit dem Be­such und der Über­nach­tung in den Fa­mi­li­en un­se­rer Gast­kin­der in der Ge­mein­de Svensk ha­ben wir ei­nen Ein­druck von den Le­bens­wei­sen, der Kul­tur und dem Ver­ständ­nis der be­la­rus­si­schen Fa­mi­li­en be­kom­men. Die Mit­tel­schu­le, der Kin­der­gar­ten so­wie die Am­bu­lanz wur­den be­sich­tigt.
„Wer sich der Un­mensch­lich­keit nicht er­in­nern will, der wird an­fäl­lig für neue Ver­bre­chen oder An­ste­ckungs­ge­fah­ren“. In der Ge­schichts­werk­statt „Leo­nid Le­win“ ha­ben wir über die Aus­söh­nung und Ver­stän­di­gung zwi­schen bei­den Län­dern und den Ge­nera­tio­nen ge­spro­chen. Die Er­in­ne­rung an die Ver­gan­gen­heit soll als Frie­dens­bot­schaft ei­nen Dia­log der Ver­stän­di­gung und der Ver­söh­nung auf­bau­en.

Pres­se­be­richt Ib­ben­bü­re­ner Voks­zei­tung

Ge­för­dert wird un­se­re Be­geg­nungs­rei­se durch die Stif­tung West-Öst­li­che Be­geg­nun­gen.
Die ge­mein­nüt­zi­ge Stif­tung West-Öst­li­che Be­geg­nun­gen för­dert viel­fal­ti­ge Be­geg­nun­gen für Völ­ker­ver­stän­di­gung und Frie­den mit den un­ab­hän­gi­gen Staa­ten auf dem Ge­biet der frü­he­ren So­wjet­uni­on, die dem Auf- und Aus­bau von lang­er­fris­ti­gen Part­ner­schaf­ten und Be­zie­hun­gen ih­rer Bür­ger die­nen. Ins­ge­samt hat sie in den ver­gan­ge­nen 23 Jah­ren rund 4.500 Pro­jek­te im Schüler‑, Ju­gend- und Kul­tur­aus­tausch, als Bür­ger­be­geg­nun­gen und im Rah­men kom­mu­na­ler Part­ner­schaf­ten be­wil­ligt und mit ca. 10,1 Mio. Eu­ro ge­för­dert.
Im Mit­tel­punkt der un­ter­stütz­ten Maß­nah­men ste­hen die di­rek­ten Be­geg­nun­gen zwi­schen Men­schen aus Deutsch­land und den ge­nann­ten Län­dern, die als the­men- oder pro­jekt­be­zo­ge­ne Ak­ti­vi­tä­ten statt­fin­den.