Brüchige Schutzhülle
25 Jahre nach dem Super Gau droht der Reaktorblock 4 auseinander zu brechen. Inzwischen ist der so genannte Sarkophag marode und Regenwasser dringt in das Innere des Schutzmantels. Ein neuer Sarkophag befindet sich zur Zeit im Bau. Die Arbeit an dem 740 Millionen Euro teuren Projekt können noch in diesem Jahr starten und bis 2015 abgeschlossen sein, teilte das Außenministerium in Kiew mit. Die Ukraine wird aber den Sarkophag nicht finanzieren können. Ein Sprecher der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung erklärte, internationale Geldgeber hätten bislang 670 Millionen Euro zugesagt. Veranschlagt sind Kosten von 740 Millionen Euro. mehr
“Der Sarkophag von Tschernobyl”, vergleicht Valentin Kupny (64) aus der Ukraine, oberster Hüter der “atomaren Grabkammer” an der Grenze zu Weißrussland, “wird den Menschen leider weit länger erhalten bleiben als die Pyramiden von Gizeh.” Siehe auch: Ein Stahl-Sarkophag für Tschernobyl (Zeit-Online)
Langzeitfolgen in Deutschland
Noch immer ist eine erhöhte radioaktive Belastung der Böden vor allem im Süden Bayerns nachweisbar. Nach Angaben des Bundesamt für Strahlenschutz überschreiten etliche Pilzarten die Grenzwerte. Besonders belastet aber sind nach wie vor Wildschweine, und die Belastung wird nach Einschätzung der Behörde bis 2030 auch nicht signifikant zurückgehen. Auch im vergangenen Winter mussten erlegte Wildschweine vernichtet werden, weil sie verstrahlt waren. Die Tiere fressen besonders gern sogenannte Hirschtrüffel sowie Maronenröhrlinge, die als Radionuklidsammler gelten, erklärt der Bayerische Jagdverband. Etwa zwei Prozent der 45.000 bis 50.000 Wildschweine, die in Bayern pro Jahr erlegt werden, liegen über dem Grenzwert von 600 Becquerel.
Alfred Körblein vom Umweltinstitut München schätzt auf der Basis von Langzeitstudien zu Hiroshima und Nagasaki, dass 50 Jahre nach Tschernobyl insgesamt rund 8000 Menschen in Deutschland an strahlenbedingten Krebsfolgen gestorben sind.