Im Mai 2015 haben wir auf Einladung der Internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte Minsk an eine Gedenkreise für eine gemeinsame europäische Zukunft zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus nach Minsk sowie zur gemeinsamen Eröffnung der Gedenkstätte Trostenez „Pforte der Erinnerung“ teilgenommen. Damals sind wir von belarussischen Historikern über das brutale und unmenschliche Vorgehen der deutschen Wehrmacht gegenüber der Bevölkerung informiert worden. Der Besuch der Gedenkstätte Chatyn hat bleibende Eindrücke hinterlassen. Gerade zur heutigen Zeit mit den weltweiten Krisengebieten und Anschlägen sowie den menschenverachtenden Aktionen ist uns Bewusst geworden, dass man diese unmenschlichen Handlungsweisen nicht vergessen darf. Es ist notwendig über das erfahrene Leid der Menschen vor mehr als 70 Jahren zu sprechen, aufzuklären und aus der Geschichte zu lernen.
Trostenez
Trostenez war das größte Vernichtungslager in Belarus. Zu dem Lager auf dem ehemaligegen Gut Malyj Trostenez gehörten die Erschießungstätte im Wald von Blagowschtschina sowie der Ort der Leichenverbrennung im Wald bei Schaschkowka. Während der Besatzungszeit 1941 – 1943 wurden bis zu 206.000 Menschen im Vernichtungslager Trostenez getötet. Darunter viele Juden aus Deutschland und Österreich, russische Gefangenen, Partisanen sowie Zivilisten. Die genauen Zahlen sind nicht bekannt. Einige Quellen gehen von ca. 750.000 Menschen aus, die im Großraum Minsk ums Leben gekommen sind.
Chatyn
Am 22.03.1943 hat Obersturmbannführer Dr. Oskar Dirlewanger mit seiner Brigade bestehend aus Berufsverbrechern aus deutschen Gefängnissen sowie russischen Kollaborateuren aus Konzentrationslagern, das Dorf Chatyn mit 156 Einwohnern niedergebrannt. Viele Menschen wurden lebendig verbrannt. Nur 3 Kinder und ein Mann konnten sich retten. Chatyn ist eines der 628 belarussischen Dörfern, dass von deutschen Soldaten mitsamt seinen Bewohnern verbrannt wurden. In Belarus zerstörten die deutschen Faschisten 209 größere und kleinere Städte sowie 9200 Dörfern, ermordeten 2,23 Millionen Menschen. Chatyn, ist die Gedenkstätte für die Verbrechen der deutschen Truppen in Belarus. Besucht wurde diese Gedenkstätte seit ihrer Eröffnung im Juli 1969 von mehreren Millionen Menschen.
In der Zeit vom 30. April 2018 bis 07. Mai 2018 wurde von der Initiative Ibbenbüren „Den Kindern von Tschernobyl“ (Mitglied der Informationsstelle Tschernobyl e.V., Münster) eine Begegnungs‑, Völkerverständigungs- und Partnerschaftsreise nach Belarus durchgeführt. Aus der Gastelternschaft der Initiative Ibbenbüren haben sich 9 Gasteltern auf den Weg gemacht, die Familien unserer Ferienkinder sowie unseren Partner, die Mittelschule, in Svensk zu besuchen. Sich mit den Verbrechen und den Gräueltaten des 2. Weltkrieges auseinanderzusetzen war eine weitere Aufgabe unserer Begegnungsreise.
Programmübersicht:
• Besuch unserer Gastkinder in Svensk, Übernachtung in den Familien, Besichtigung Schule, Kindergarten, Ambulanz
• Besuch des Soldatenfriedhofes in Schatkowo
• Besuch der Gedenkstätte Chatyn
• Besuch des Rehabilitation- und Erholungszentrums für Kinder “Nadeshda”
• Besuch Gedenkstätte Trostenz “Pforte der Erinnerungen”
• Besuch der Erschießungsstätte im Wald von Blagowschtschina
• Besuch der Geschichtswerkstatt “Leonid Lewin”
• Besuch des “Museums des großen vaterländischen Krieges”
Mit dem Besuch und der Übernachtung in den Familien unserer Gastkinder in der Gemeinde Svensk haben wir einen Eindruck von den Lebensweisen, der Kultur und dem Verständnis der belarussischen Familien bekommen. Die Mittelschule, der Kindergarten sowie die Ambulanz wurden besichtigt.
„Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird anfällig für neue Verbrechen oder Ansteckungsgefahren“. In der Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ haben wir über die Aussöhnung und Verständigung zwischen beiden Ländern und den Generationen gesprochen. Die Erinnerung an die Vergangenheit soll als Friedensbotschaft einen Dialog der Verständigung und der Versöhnung aufbauen.
Pressebericht Ibbenbürener Vokszeitung
Gefördert wird unsere Begegnungsreise durch die Stiftung West-Östliche Begegnungen.
Die gemeinnützige Stiftung West-Östliche Begegnungen fördert vielfaltige Begegnungen für Völkerverständigung und Frieden mit den unabhängigen Staaten auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion, die dem Auf- und Ausbau von langerfristigen Partnerschaften und Beziehungen ihrer Bürger dienen. Insgesamt hat sie in den vergangenen 23 Jahren rund 4.500 Projekte im Schüler‑, Jugend- und Kulturaustausch, als Bürgerbegegnungen und im Rahmen kommunaler Partnerschaften bewilligt und mit ca. 10,1 Mio. Euro gefördert.
Im Mittelpunkt der unterstützten Maßnahmen stehen die direkten Begegnungen zwischen Menschen aus Deutschland und den genannten Ländern, die als themen- oder projektbezogene Aktivitäten stattfinden.